Ebnit-Tracht

Die jüngste Tracht im Walserverbund

Ebnit ist eine der ältesten urkundlich belegten Walseransiedlungen in Vorarlberg. Doch anders als in anderen Walserorten ist eine eigene Tracht weder schriftlich noch mündlich überliefert, möglicherweise hat es nie eine gegeben. Zum einen war die Ansiedlung zu Beginn sehr klein und abgeschieden, zum anderen in der späteren Entwicklung zu sehr auswärtigen Einflüssen ausgesetzt.
 Und doch reifte vor einigen Jahren der Wunsch von Ebniterinnen, eine eigene Tracht zu haben. Solche Entwicklungen hatten in fast allen anderen Walserorten bereits vor Jahrhunderten stattgefunden. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Ebnit konnten aber die Geburtsstunde ihrer Tracht selbst miterleben, fand sie doch erst im Übergang zum noch jungen 21. Jahrhundert statt – gerade noch rechtzeitig zum 650-jährigen Jubiläum der Besiedelungsgeschichte im Jahre 2001.

Frauentracht

Die Ebniter Frauentracht stellt ihren Bezug zur Tracht der Frauen im Großen Walsertal her. Wie dort sind die Frauentrachten in Ebnit aus schwarzem Wollstoff genäht, jedoch ohne das geläufige Samtband. Das Mieder der Ebniter Tracht ist aus einem in sich gemusterten Brokat ausgeführt – die Farbe kann auf die jeweilige Trägerin abgestimmt werden. Der Latz wird mit einem schwarzen Ripsband an handgehämmerten Silberhaken „von oben nach unten“ verschnürt und lässt dadurch die Unterscheidung zur Silberkettenschnürung der Großwalsertaler Tracht erkennen. Im Rückenteil des Mieders ist ein Besatz aus schwarzer Ätzspitze eingearbeitet.

Zur Tracht wird eine hoch geschlossene weiße Bluse getragen. Die Ärmel der Bluse sind in einer dreiviertellangen Keulenausführung gehalten. Eine schmale, von Hand gehäkelte Spitze verziert den Hals der Bluse. Gleichfalls sind die im Unterrock eingearbeiteten breiten Spitzen von Hand gefertigt. Die gestreifte Seidenschürze kann wiederum mit dem Mieder farblich abgestimmt werden. Die Strümpfe sind weiß und die Trachtenschuhe schwarz. Als besonderen Kopfschmuck trägt die Ebniterin einen schwarzen Hut, an dem eine breite schwarze Moirémasche befestigt ist.

Männertracht

Der Hauptbestandteil der Ebniter Männertracht ist eine Jacke, die als „Vorarlberger Tschöple“ bekannt ist. Genauso wie die in ganz Vorarlberg verbreitete Version besteht die Ebniter Jacke aus Loden, allerdings ausschließlich in der Farbe Anthrazit. Diese Farbwahl stellt zusammen mit dem Taschenspiegel (das sichtbar verarbeitete Innenfutter der Jackentaschen), der im Gegensatz zu anderen Jacken in weinrot gehalten wird, eine lokale Besonderheit dar. Das Innenfutter der Jacke wird hingegen in der Grundfarbe Anthrazit gehalten.

Der Stehkragen und die Taschenpaspel wurden allerdings wie die anderen Typen ebenfalls aus schwarzem Loden gefertigt. Die Stickerei der Trachtenjacke besteht aus schwarzer Seide und verwendet vollstilisierte Blumenmotive.

Der Ebniter Trachtenmann trägt dazu ein weißes Halbleinenhemd mit Rundkragen. Als Binder kommt ein gewebtes Wollband zum Einsatz, welches mit einfacher Schlaufe geschnürt wird. Die Weste kann farblich variiert und an Mieder und Schürze der Herzensdame angepasst werden. Als Material wurde gemusterter Wollbrokat mit Seidenfutter verwendet.

Als Kopfbedeckung wurde ein aus schwarzem Filz gefertigter Vorarlberger Hut gewählt, der als Aufputz mit einer Herrenhutfeder geschmückt ist. Für jeden Trachtenträger vorgeschrieben sind des Weiteren eine schwarze Wollhose sowie schwarze Glattleder- oder Schnallenschuhe.

Ausdruck der Identität

Heute wird die noch junge Ebniter Tracht von den Bewohnerinnen und Bewohnern zu den vielseitigsten Anlässen getragen, als hätte es sie schon immer gegeben. Die Tracht, als Ausdruck der Identität, hat in einem nicht mehr wegzudenkenden Selbstverständnis ihren Platz im dörflichen Gesellschaftsleben eingenommen.