Raggal

raggalraggalGeschichtliches:

Der Ortsname Raggal ist romanischen Ursprungs und stammt aus vorwalserischer Zeit. Der Name lässt sich vom romanischen „runcar“ (roden, reuten, abholzen) ableiten. Es gibt viele rätoromanische Flurnamen. Garfülla, Gavadura, Faludriga, Falazera sind eindeutig romanischen Ursprungs. Die deutsch sprechenden Walliser gaben ihren neuen Rodungsplätzen auch deutsche Namen: Wies, Sandbühel, Ahorn, Tönis Boden, etc. Zum Gemeindegebiet von Raggal gehören auch die Siedlungsbereiche von Marul (abgeleitet von Mure: Bergsturz, Erdrutsch), Plazera und Litze. Raggal ist mit 41,68 km² die zweitgrößte Gemeinde des Tales.

Rund ein Viertel des Gemeindegebietes befindet sich im Besitz des Barons von Gemmingen aus Friedenfels in Deutschland. Er kaufte zu Beginn des 20. Jahrhunderts etliche Alpen und Gutshöfe im Marultal. Zufolge verschiedener Forschungen war das Gebiet schon vor der Einwanderung der Walser bewohnt und ganzjährig besiedelt. Nach einer Inschrift im Turmkopf der Pfarrkirche soll bereits um 1031 ebendort ein Turm mit quadratischer Grundfläche gestanden sein. 1138 wurde die erste Kapelle geweiht. In Marul sollen sich der Überlieferung nach zwei Siedler die Betriebsflächen geteilt haben, Simon Spindler und Peter Thegen. Noch heute ist der geradlinige Grenzverlauf der „Zweiteilung“ vom Marulbach zum Bergkamm ersichtlich. 1586 wurde Raggal eine eigene Pfarrei. Die Kirchenpatrone sind Nikolaus und Theodul. Der Siedlungsbereich gehörte vorher zur Mutterpfarre St. Martin in Ludesch. 1796 wurde Marul eine eigene Kuratie – eine seltene kirchenrechtliche Konstruktion, die stets unter der Patronanz einer Mutterpfarrei stand. Kirchenpatronin ist die Hl. Katharina.

Schulwesen:

Bereits im frühen 18. Jahrhundert soll durch Stiftungen ein Schulunterricht ermöglicht worden sein. Erste Aufzeichnungen berichten von 9 Wochen „Schuol“ über die Wintermonate hindurch, wobei der „Lehrer“ vom zuständigen Pfarrherrn und dem „Dorfamann“ bestimmt wurde. In Raggal standen die Bewohner 1774 der neu eingeführten Schulpflicht durchaus skeptisch gegenüber. Heute stehen in Raggal eine 2-klassige und in Marul eine 1-klassige Volksschule. Die Schule in der Litze wurde 2002 geschlossen.

Verkehrserschließung:

Die nächste Verbindung talauswärts weist nach Ludesch. Von hier aus führte ein „raucher, böser Weg“ ins Bergdorf. Die neue Straße – heute L 88 – wurde im ersten Weltkrieg mit Kriegsgefangenen angelegt. Nach Marul wurde eine Verbindung für kleine Fahrzeuge um 1934 fertiggestellt. 1952 wurde eine ordentliche Verbindung zur Sonnenseite des Tales erstellt. 1985 wurde die neue Marulbachbrücke eröffnet.

Fremdenverkehr:

Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts entdeckten die ersten Gäste die schöne Landschaft des Bergdorfes. 1956 wurde in Raggal ein Schlepplift errichtet. 1976 erbaute man auch in Marul einen Sessel- und einen Schlepplift. Schneearme Winterperioden erzwangen allerdings die Stillegung der Anlagen in Marul, während die Lifte in Raggal – je nach Schneelage – den Betrieb fallweise wieder aufnehmen.

Wirtschaft:

Bis etwa zur Mitte des vorigen Jahrhunderts galt die Bevölkerung fast zu 100% als rein bäuerlich. Erst mit der Zunahme des Fremdenverkehrs entstanden neue Berufssparten. Echte Vollerwerbsbauern sind heute eher selten. Derzeit gibt es im Gemeindegebiet nur noch eine einzige Molkerei, die Biosennerei Marul. Ein großer Teil der Berufstätigen pendelt talauswärts zu den nahegelegenen Industriebetrieben im Walgau.

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Veranstaltungen im Großen Walsertal:

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