Ein strahlendes Fest der Begegnungen
Rückblick auf das 17. Internationale Walsertreffen am Triesenberg
Mit Freude und angenehmen Erinnerungen blicken wir zurück auf das 17. Internationale Walsertreffen am Triesenberg, das vom 10. bis 12. September 2010 stattfand. Das prächtige Herbstwetter mit angenehmen Temperaturen war ein wunderbares Geschenk für die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vier Ländern, aber auch für das mitgliederstarke Organisationsteam, das mit riesigem Einsatz und viel Detailarbeit das grosse Fest vorbereitet hatte. Vom Bilderbuchwetter begünstigt konnten alle Programmpunkte wunschgemäss ablaufen und die vielfältigen Angebote wurden von den Gästen rege genutzt. Mit einem ausgewählten Kulturprogramm, mit Musik, Tanz, einem Wander- und Besichtigungsangebot und dem Festabend mit 1800 Besucherinnen und Besuchern, dem Gottesdienst am Sonntag und dem anschliessenden farbenfrohen Umzug entstanden Eindrücke und Bilder, die hoffentlich noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Kultur und ein Musikprogramm für jung Gebliebene am Mittwoch und Freitag
Den Kultur- und Programmverantwortlichen war es ein grosses Anliegen, neben der Folklore, den Festlichkeiten und den Versammlungen mit den ordentlichen Geschäften der Internationalen Vereinigung für Walsertum (IVfW) auch ein angemessenes Kulturangebot in das Programm aufzunehmen. So wurde schon am Mittwochabend das Erzähltheater „Die Hexe vom Triesnerberg“ nach dem Roman von Marianne Maidorf, von Mathias Ospelt verfasst und vom Triesenberger Schauspieler Andy Konrad gekonnt gespielt, ein voller Publikumserfolg.
Am Freitagnachmittag tagte der Gesamtvorstand der Internationalen Vereinigung für Walsertum im festlich geschmückten Sitzungszimmer des neuen Vereinshauses. Neben den ordentlichen Traktanden, die gut abgewickelt werden konnten, bewegte vor allem der Rücktritt von Emilio Stainer aus Alagna die Gemüter. Emilio Stainer, ein Mann der ersten Stunde, hat enorm viel für die Walser in Italien gewirkt. Seine Leistungen wurden vom Präsidenten Richard Lehner entsprechend gewürdigt.
Am Freitagabend fand die Ausstellungseröffnung „Blickpunkt Walser“ statt. Der bekannte Walserforscher und Publizist Dr. Max Waibel eröffnete die von ihm gestaltete und von der Kulturkommission organisierte Ausstellung mit einem interessanten und reich illustrierten Einführungsvortrag im Dorfsaal. Die auf der Galerie des Dorfsaales präsentierte Ausstellung vermittelte auf 14 Thementafeln mit kurzen Texten und sorgfältig ausgewähltem Bildmaterial einen leicht verständlichen Einblick in den Themenkreis des Walsertums.
Die Walliser Mundartrock-Gruppen “eppis“ und „üsserorts“ lockten viele Fans, Junge und jung Gebliebene zum Open-Air-Rockabend auf den Dorfplatz und heizten mit ihren Rhythmen am kühlen Abend so richtig auf. Die Walliser Mundart-Rocker zogen viel Publikum an.
Vielfältige Angebote, Besichtigungen und ein gelungener Festabend
Die meisten Gäste trafen erst am Samstagvormittag ein. Sie bezogen zuerst ihre auf einen weiten Umkreis verteilten Unterkünfte und wählten ihr individuell usammengestelltes Programm aus einem breiten Angebot. Um neun Uhr fand im Bärensaal die Generalversammlung der IVfW statt. Auf der reich befrachteten Traktandenliste stand auch die Vergabe des nächsten Walsertreffens. Erwartungsgemäss folgte die Versammlung dem Vorschlag des Vorstandes und betraute nach gut vorbereiteter Bewerbung das Grosse Walsertal mit der anspruchsvollen Aufgabe.
Mit drei bis auf den letzten Platz gefüllten Bussen wurde eine geführte Landesrundfahrt unter nommen. Viele zog es ins Hochtal Malbun. Die Sesselbahn brachte die Gäste auf 2000 Meter über Meer. Von dort aus bot das Alpenpanorama bei klarer Sicht ein tolles Bergerlebnis. Wieder ins Malbuner Zentrum zurückgekehrt, nutzten viele die Gelegenheit, die Greifvogelschau, vorgeführt von Norman Vögele, zu besuchen. Andere zog es auf die Alpe Sücka wo die Aussicht auf das einzigartige Maiensäss Steg mit den Hüttenvierecken und der Kapelle ein besonderes Erlebnis darstellt. Ein Blick in die Käseproduktion mit Käsedegustation durfte nicht fehlen.
Im Dorfzentrum Triesenberg lockte ein gut vorbereitetes Fest. Auf vier Bühnen gaben die Musik- und Tanzgruppen ihre Produktionen zum Besten und verbreiteten gute Stimmung und viel Festfreude. Viele besuchten auch das 400 Jahre alte Walserhaus und das Walsermuseum mit der Multivisionsschau, die abwechslungsweise in deutscher oder italienischer Sprache vorgeführt wurde.
Viel Zuspruch erhielt die Theatervorführung „UP & DOWN und DÜR & HAR“ der Triesenberger Primarschule im Obergufer unter Leitung von Beatrice Burkhard und Hannes Willinger. Das herzerfrischende Spiel der Fünftklässler befasste sich mit der Sprache, dem verbindenden Element der Walser und enthielt Teile in Dialekt, Schriftdeutsch und Englisch. Mit dem gekonnten Beitrag zum Walsertreffen gab die Primarschule interessante Impulse zum Thema und sorgte für viel Gesprächsstoff.
Ein Versuch, die vielfältige Walserliteratur unter die Leute zu bringen, wurde im neuen Vereinshaus unternommen. Die Verkaufsstände waren mit vielen neuen und älteren Buchproduktionen bestückt und das Verkaufsergebnis durfte sich sehen lassen.
Der Walserabend im grossen Festzelt auf der Sportanlage Leitawis war einer der Höhepunkte des Treffens. 1800 Gäste versammelten sich im festlich geschmückten Zelt. Die Festansprachen des Triesenberger Vorstehers Hubert Sele und die Ansprache des Präsidenten der IVfW wurden mit Spannung erwartet. OK-Präsident Franz Gassner führte gekonnt durch den Abend. Der eigens für das Walsertreffen zusammengestellte Triesenberger Projektchor unter der Leitung von Michael Berndonner vermochte mit den feinen Darbietungen für den in einem grossen Zelt nicht zu vermeidenden Lärmpegel für einige Minuten einzudämmen. Ausgewählte Musik- und Tanzgruppen und der Schauspieler Andy Konrad sorgten mit ihren Auftritten für gute Unterhaltung und Stimmung. Eine grosse Herausforderung war die Verpflegung von so vielen Gästen mit einem feinen Essen. Alles klappte zur vollen Zufriedenheit. Diese nicht zu unterschätzende Leistung unter Leitung von Leander Schädler stiess auf Anerkennung. Viel Lob erntete auch der mit viel Liebe und Können aufgebaute und bis ins kleinste Detail durchgezogene Festschmuck.
Ausklang mit Festgottesdienst und farbenprächtigem Umzug am Sonntag
Der Sonntag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, zelebriert von den Ortsgeistlichen Pfarrer Georg Hirsch und Kaplan Johannes Schwarz sowie dem evangelischen Pfarrer Josias Florin, der wie an mehreren vorhergehenden Walsertreffen die Festpredigt hielt. Der Projektchor umrahmte den Gottesdienst mit bisher an Walsertreffen unüblichen modernen Rhythmen.
Der anschliessende Umzug mit über 40 teilnehmenden Gruppen war an guter Stimmung und Farbenpracht mit den Trachten, Musikuniformen und Bildern und Utensilien aus den verschiedenen Kolonien kaum zu überbieten und bot den zahlreich anwesenden Schaulustigen und Fotografen eine Atmosphäre, die Begeisterung auslöste.
Mit dem Mittagessen im Festzelt auf Leitawis, dem Verteilen von Geschenken und verschiedenen Dankesadressen der teilnehmenden Gruppen ging das Fest zu Ende. Dankbar und herzlich verabschiedeten sich die Gäste. Sie geizten nicht mit Lob an die Veranstalter und auch an Petrus, der uns alle mit so traumhaftem Wetter beschenkt hatte und den Festverantwortlichen fast alle Stolpersteine aus dem Weg räumte.
Der OK-Gruppe aus dem Grossen Walsertal wünschen wir jetzt schon eine erspriessliche Vorbereitungszeit und ein gut besuchtes 18. Internationales Walsertreffen im Jahr 2013.
Text: Josef Eberle, Triesenberg
Dieser Artikel ist in Heft 88 der „Walserheimat“ zu finden.