Tagung „WALSERspuren – 700 Jahre Walser in Vorarlberg“
1313 belehnten die Grafen von Montfort-Feldkirch aus dem Wallis abstammende Siedler mit Gütern und Alpen in Laterns und Damüls. Diese ältesten schriftlichen Zeugnisse der Zuwanderung von „Walsern“ nimmt die Vorarlberger Walservereinigung zum Anlass, „700 Jahre Walser in Vorarlberg“ zu feiern.
Im Jubiläumsjahr 2013 werden in vielen Walsergemeinden Veranstaltungen und Feierlichkeiten stattfinden, darunter auch das 18. Internationale Walsertreffen vom 13.-15. September 2013 im Großen Walsertal.
Den Auftakt bildete jedoch bereits am 17. und 18. September 2012 die Tagung „WALSERspuren“ im Montfortsaal des Landhauses Bregenz. Bei der vom Vorarlberger Landesarchiv initiierten Tagung beleuchteten namhafte Referenten das Thema „Walser in Vorarlberg“ von unterschiedlichen Seiten.
Eröffnungsvortrag
Dr. Alois Niederstätter, Landesarchivar
Anstelle des leider verhinderten Referenten Bernhard Tschofen hielt Landesarchivar Dr. Niederstätter zum Tagungsauftakt am 17.9. den einstündigen Eröffnungsvortrag „Min Aeti heets oft gsait“ – Zur Walser Geschichte in Vorarlberg.
Walser Alpwirtschaft
Rudolf Berchtel, Dornbirn
In der Literatur heißt es, die Walser hätten eine eigene Form der Alpbewirtschaftung nach Vorarlberg mitgebracht: Auf dem gemeinsamen Grund und Boden sei von jedem Alpberechtigten eine eigene Hütte errichtetet worden, was zur Ausbildung charakteristischer Alpsiedlungen geführt habe.
An ausgewählten Beispielen wird der Geograph Rudolf Berchtel überprüfen, ob diese seit Langem tradierte Vorstellung den Tatsachen entspricht.
Walsernamen? Eine toponomastische Spurensuche
Simone Berchtold, Universität Zürich
Die Sprachwissenschafterin Simone Berchtold wird der Frage nachgehen, ob es spezifisches Walser Namensgut gibt. Die Frage wird nicht mit JA oder NEIN zu beantworten sein, deshalb soll eine Reise durch die Walser- und deren Nachbargebiete zeigen, wie sich die Walser Namenlandschaft charakterisieren lässt.
Einerseits gibt es lexikalische Hinweise auf Walsertum wie „Litze“ oder „Wang“, andererseits auch lautliche und morphologische Hinweise wie „Büel“ oder „Chilchli“. Als Quelle dienen die verschiedenen Namenbücher und Untersuchungen zu den Walsergebieten.
Die Walser – Historische Identitäten
Das Walserbild in der Landesgeschichtsschreibung
Mathias Moosbrugger, Universität Innsbruck
Das Bild des freien Walsers, der sich im späten Mittelalter in den abgeschiedenen, rauen Gebirgsgegenden Vorarlbergs als Wehrkolonist niedergelassen, sich aber ansonsten wenig um die Welt der großen Politik gekümmert hat, gehört bis heute zum festen Inventar des historischen Bewusstseins Vorarlbergs. Die Landesgeschichtsschreibung hat dieses Walserbild maßgeblich mitgeprägt.
Der Historiker und Theologe Mathias Moosbrugger wird wichtige Stationen in der historischen Auseinandersetzung mit den Walsern in Vorarlberg verfolgen und möchte so Prozessen der Entwicklung des bis heute faszinierenden Walserbildes auf die Spur kommen.
Steinbock und Sterne – Walsertum und Gemeindewappen
Ulrich Nachbaur, Vorarlberger Landesarchiv
Ab 1925/26 konnte die Vorarlberger Landesregierung den Gemeinden Wappen bestätigen oder verleihen. Davon machten zunächst nur Mittelberg (1929) und Laterns (1938) Gebrauch. Die übrigen der heutigen „Walsergemeinden“ wurden erst 1961 bis 1970 mit Wappen beglückt, ab 1965 auch „zwangsbeglückt“.
Inwieweit beruhen diese Wappen tatsächlich auf Traditionen? Inwieweit spiegeln oder förderten sie eine Renaissance oder Ausbildung des Walsertums?
Verlassene Walserdörfer
Birgit Ortner, Archiv und Museen der Gemeinde Lech
Die im 19. Jahrhundert einsetzende Abwanderung aus den Höhenlagen erfasste auch die ehemals ganzjährig bewohnten Walserniederlassungen in Bürstegg oder am Nenzingerberg.
Im Zuge einer vergleichenden Analyse erörtert die Historikerin Birgit Ortner Vorgänge und Motive, die die Bewohner veranlassten, ihre Heimaten aufzugeben, und beleuchtet die Folgen der Entsiedlung.
Vom historischen Bauschaffen in walserischen Siedlungsräumen Vorarlbergs
Klaus Pfeifer, Labor für Dendro(chrono)logie, Egg
Die Bauforschung der letzten 15 Jahre knüpft an die unter anderem von Jakob Bär bzw. Georg Baumeister begründeten mehr als hundertjährige Forschungstradition zur Vorarlberger Hauskunde an.
Ein moderner, interdisziplinärer Methodenansatz liefert, mit Fokus auf das Zeitfenster vom ausgehenden Hochmittelalter bis zum Barock, neue Aspekte zur anonymen, speziell bäuerlich geprägten Architekturlandschaft.
Auf den Spuren der Walserheiligen
Andreas Rudigier, vorarlberg museum
Andreas Rudigier wird sich mit der spätmittelalterlichen Kunstgeschichte beschäftigen und einen vergleichenden Blick auf die aus jener Zeit erhaltenen Ausstattungen in den Kirchen und Kapellen der bekannten Walsergebiete werfen.
Der hl. Theodul gilt als prominentester Vertreter der Walser Wanderbewegung… Weitere Charakteristika der Sakralbauten in den Walsersiedlungen sind Gegenstand dieses Referats.
Die Walser und ihre sprachlichen Spuren in Vorarlberg
Oliver Schallert, Universität Marburg
Die Walserdialekte stellen den besiedlungsgeschichtlich jüngsten und ohne Zweifel markantesten Zuwachs in der ohnehin recht bunten Sprachlandschaft Vorarlbergs dar.
Anhand verschiedener Datenbestände (z.B. transkribierte Tonaufnahmen, Vorarlberger Sprachatlas) und eigener Forschungsdaten wird Oliver Schallert auf einige Besonderheiten dieser Dialektgruppe eingehen, wie sie sich auf verschiedenen sprachlichen Ebenen zeigen (Phonologie, Morphologie, Syntax). Besonderes Augenmerk wird der Sprachwissenschafter auf die schon länger andauernde sprachliche Assimilierung an die Umgebungsdialekte (teilweise auch an das Standarddeutsche) legen, die des Öfteren negative Bewertungen nach sich zieht (Stichwort Dialektsterben).