Walser Herbst 2012
Bereits zum fünften Mal lockte das alle zwei Jahre stattfindende Kulturfestival WALSERHERBST mit Musik, Literatur, Ausstellungen, Filmen, mit ungewöhnlichen durchs Tal ziehenden Künstlern und Künstlerinnen, und temporär geschaffenen kulinarischen Räumen, in die entlegensten Ecken einer einmaligen und vielfältigen Biosphärenpark-Landschaft.
Wasser verändert und belebt eine Landschaft
Im Mittelpunkt des WALSERHERBST 2012 stand das Wasser als Lebensader des Großen Walsertals, eine geballte Kraft, welche unermüdlich diese Kulturlandschaft verändert und prägt.
So wurde mit der Planung und Neugestaltung der Lutzschwefelquelle in Buchboden ein Potential an Nutzungsmöglichkeiten aufgegriffen, um einen neuen Umgang mit der Ressource Wasser zu ermöglichen. Im Zusammenspiel von Wasser, Landschaft und Mensch wurde eine spezifische und eigenständige (Bade)Kultur im Tal kultiviert, welche weit über eine gewohnt landläufige Wellnesskultur hinausweist.
Dieses im Rahmen des Walserherbst gestartete Projekt zeigt einmal mehr, was entstehen kann, wenn unterschiedlichste Menschen ihre unterschiedlichsten Fähigkeiten einbringen und diese auch noch umsetzen.
Den Initiatoren, der Künstlergruppe AO& und dem Architekten Martin Makowitz, möchte ich für das „Dranbleiben an diesem Kraftakt“ herzlichen Dank sagen. Gemeinsam geht was vorwärts, und diese spannende Idee hat letztlich eine breite Basis der Zustimmung und Beteiligung im Tal gefunden.
Mehr über das Projekt und den Verein „Wassertal“ unter: www.wassertal.at
Ein kleiner (unvollständiger) Abriss an Aktivitäten mit einigen Fotos dazu lassen Vielfalt und Lebendigkeit dieses „steilsten Festivals mitten in den Bergen“ am besten zeigen.
Eingebettet in die dörfliche Struktur Buchbodens wurde das temporär aufgestellte Teehaus ob der Lutz zu einem vielbesuchten und gefeierten Treffpunkt des Festivals, wo etliche literarische und musikalische Feinheiten stattfanden. Die Ausstellung in der Garagenzeile, der erste Walser Alpkäsmarkt, der bunte Herbstmarkt am Patroziniumstag, oder die Möglichkeit eines wohligen Bades im Lutzschwefelbrunnen, haben das Bergdorf Buchboden drei Wochen lang stark belebt.
Ein weiterer Schwerpunkt war Garsella, einst historischer Ort und wirtschaftlich und sozialer Mittelpunkt des Tales.
„…Durch Jahrhunderte war das Wirtshaus zum Rappen, heute Gemsle genannt, die wahrscheinlich bedeutendste Gaststättedes Tales. An der Nahtstelle der drei großen Siedlungsräume gelegen, hatte das Gasthaus in Garsella eine gewisseBrückenfunktion und diente einst auch als Sitz des unteren Walsergerichtes und als Wirtschaftszentrum. Wegen seiner zentralen Lage, und weil sich alle Wege nach Garsella neigen, da es mit 733 m Seehöhe tiefer als alle übrigen Talsiedlungen liegt, war es seit jeher ein Treff- und Sammelpunkt des Tales…“
(Dobler Eugen, Gasthäuser im Großen Walsertal, 1994)
Die Ausstellung „Gschniglat & Gstriglat“ von Nikolaus Walter in der alten Molkerei Garsella und die Wiederbelebung des ältesten Gasthauses Gemsle im Tal durch das Künstlerkollektiv AO& werden wohl noch lange nachklingen.
Die Achse von Garsella–Buchboden entlang des Lutzbaches zu den Schwefel- und Eisenquellen des hinteren Tales wurde von vielen Besuchern erwandert.
Die klingenden Kirchen in Damüls und Marul gehören schon zur Tradition des Walserherbst und wurden diesmal regelrecht gestürmt.
Die ebenfalls traditionellen Filmtage in St.Gerold zeigten eine Reihe von Filmen, die erstmals in Vorarlberg gezeigt wurden. Ein weiterer Höhepunkt war Volker Gerlings Bauchladen-Daumenkino und die Clownfrau „Martha Labil“, die beide während des Festivals im ganzen Tal anzutreffen waren.
An Theater gab es auch einiges zu erleben; sowohl in luftigen Höhen in einer Seilbahngondel mit „Netzers Alpenflug“, als auch in den tieferen Gründen der Jägerei mit „Halali- ein musikalisch und literarischer Streifschuss“.
Mit nahezu 5000 BesucherInnen wurde das „steilste Festival“ auch diesmal wieder zu einem gut und gern besuchten Kulturereignis der besonderen Art.
Und das Geheimnis dieses Erfolgs liegt zu einem großen Teil im starken Einbezug der Walser und Walserinnen in ihr Festival. Wir dürfen uns schon auf 2014 freuen!