Übleschlucht – Naturjuwel im Laternsertal

Das Laternsertal stellt ein Längstal dar, welches in Ost-West-Richtung über eine Gesamtlänge von 13 km verläuft. Die Abschlüsse dieses Tales werden talauswärts von einem schluchtartigen Ausgang in zirka 500 m Seehöhe gebildet, das ostseitige Talende befindet sich im Bereich des Furkajochs auf zirka 1.760 m Seehöhe. 

Die gesamte Talschaft wird von der Frutz entwässert. Auf etwa drei Viertel ihres Verlaufes hat sich dieses Gewässer in das anstehende Gestein eingeschnitten. Aufgrund der erodierenden Tätigkeit der Frutz sind im Laternsertal überwiegend zwei Typen von Talquerschnitten zu finden. Einmal die V-förmigen Kerbtäler, die sich in den weicheren und mergeligen Materialien gebildet haben. Diese sind  vegetationsbewachsen und im hinteren Talbereich zu finden. Die zweite Talform stellen die canyonartigen Schluchten mit senkrechten und eng zusammentretenden Felswänden dar. Diese  Schluchten haben sich in den relativ harten Schrattenkalken in der Talmündung bei Rankweil und vor allem in den Kieselkalken im Bereich der heutigen Übleschlucht gebildet (Alter zirka 126 bis 130 Millionen Jahre). 

Das Flussbett der Frutz weist daher zu den Siedlungszentren auf den Talböden und Talhängen beachtliche Höhenunterschiede von durchschnittlich 200 m auf. Dies ist auch der Grund, warum kaum Wegverbindungen zwischen der Nord- und Südseite des Tales vorhanden sind. Notwendige Versorgungen von Alpen wurden daher früher mit Materialseilbahnen sichergestellt. 

Brücke in der Übleschlucht

Eine geologische Besonderheit des Laternsertals stellt der Umstand dar, dass die Talschaft zwar zu den Ostalpen gezählt wird, die Gesteine werden jedoch entstehungsmäßig den Westalpen zugeordnet. In der Talschaft sind zwei unabhängig voneinander entstandene Meeresablagerungen übereinander zu finden. Unter dem Flyschgestein von Hochgerach und Löffelspitze liegen somit helvetische Gesteine, die in der Übleschlucht weit tiefer wieder zum Vorschein kommen.

Die Übleschlucht bildet eine landschaftliche Einmaligkeit. Über viele Jahrtausende – die Entstehung der Schlucht- und Kerbtalstrecken in diesem Bereich haben wahrscheinlich voreiszeitlichen  Ursprung – hat sich die Frutz hier sehr eindrucksvoll tief in das Gestein gearbeitet. 

Sowohl für Touristen als auch für Einheimische stellt die Übleschlucht eine herrliche Naturkulisse dar, die immer wieder durch ihre Unverwechselbarkeit beeindruckt. Ein touristischer Massenansturm ist ihr bisher erspart geblieben, stellen doch der längere Anmarschweg und auch die gestellten  Anforderungen an die Wanderer eine gewisse Hemmschwelle dar. Das Wort „übel“ im Flurnamen kann im Sinne von unheilbringend und gefährlich interpretiert werden. Heute finden Wanderer  jedoch einen gut gesicherten Weg vor. Nach intensiven Instandsetzungsarbeiten wird die Übleschlucht jedes Jahr im Frühjahr wieder für die Besucher freigegeben. 

Wasserfall in der Übleschlucht

Nicht nur umliegende Gemeinden empfehlen einen Besuch dieser naturbelassenen Schlucht. Auf einem Freizeitportal (www.outdooractive.com) wird die Schlucht wie folgt beschrieben: „Die Üble Schlucht ist vielleicht die beeindruckendste Schlucht in Vorarlberg. Im Sommer ist sie nach vorheriger Begutachtung und Instandsetzung für die Besucher geöffnet. In der Klamm zeigen sich bei senkrechten und überhängenden Felswänden mit dem Kieselkalk die härtesten Gesteinsschichten Vorarlbergs, so dass sich die Frutz nur in die Tiefe einschneiden, eine Erweiterung jedoch nicht in die Breite stattfinden kann. Auf Grund der Unwegsamkeit der Schlucht gab es hier kaum menschliche Eingriffe. In tieferen Lagen gibt es in Vorarlberg nur noch wenige solche Urlandschaften, die mit entsprechender Schluchtvegetation ausgestattet sind.

Durchgang in der Übleschlucht

Wanderer, die einen Abstieg zu dieser Schlucht wagen, werden mit beeindruckenden Licht- und Wasserspielen überrascht. Die Frutz zwängt sich hier durch wenige Meter enge Stellen. Besucher  erwarten tosende Wasserfälle und bizarre Gesteinsformationen in einer einmaligen und unverwechselbaren Umgebung. 

Die Tatsache, dass das Gebiet der Übleschlucht dem europäischen Netzwerk „Natura 2000“ zugeordnet wurde, zeugt ebenso von der Einmaligkeit dieser Gegend. Auch als Europaschutzgebiete bezeichnet, werden bestimmte Bereiche für den Schutz und den Erhalt von seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume ausgewiesen. Auf Laternser Gemeindegebiet befindet sich in der Übleschlucht auf einer Fläche von 7,6 ha  seit 2014 eines dieser Europaschutzgebiete. Die hohen, senkrecht abfallenden Felswände der Übleschlucht erzeugen ein kühles, feuchtes Klima und beherbergen durch eine Vielzahl von Kleinstrukturen besonders schützenswerte Lebensräume für eine hochspezialisierte Tier- und Pflanzenwelt.

Text und Fotos: Dietmar Breuß, Laterns