Liebe Leserin, werter Leser!

von Obmann Alois Fritz

unsere Redaktion setzt sich immer wieder mit der Frage auseinander: Ist die Walserheimat modern und zeitgerecht? Ist das Erscheinungsbild ansprechend? Sind die Inhalte interessant und abwechslungsreich? Ein Ergebnis intensiver Gespräche zu diesem Thema ist die Änderung des Erscheinungsdatums und die der inhaltlichen Aufmachung. So wird künftig ein Chronik-Heft pro Jahr erscheinen. Redaktionsschluss ist das Ende des Kalenderjahres, sodass die Leserin und der Leser im Februar einen Rückblick über das vergangene Jahr erhält. Im zweiten Halbjahres-Heft soll als Schwerpunkt ein bestimmtes Thema wie z.B. Mundart, Heimat heute, Tourismus in den Walserorten, Vorwalserisches, Zukunft, Naturgewalten in Höhenlagen usw. aufgegriffen werden. Das erste Heft dieser Art halten Sie heute in den Händen und ich freue mich, dass es den Walser Trachten gewidmet ist.

Unsere Trachten gehören zum festen Bestandteil unserer Kultur. Ihre Vielfalt und stilvolle Ausstattung sind einzigartig und finden immer wieder Bewunderung und Anerkennung. Ihr Tragen ist etwas Feierliches und drückt die Wertschätzung der Heimat aus. Es unterstreicht die Bedeutung des jeweiligen Anlasses. Und so manches Was-zieh-ich-an-Problem zu feierlichen Anlässen lässt sich mit dem Tragen unserer Tracht hervorragend lösen.

Die Beiträge in diesem Heft mögen anregen, unsere wertvollen Trachten häufig zu tragen. Ein Anliegen ist mir auch, all jene anzusprechen, die in den letzten Jahrzehnten in unseren Dörfern Heimat gefunden haben. Auch sie sind eingeladen, unsere Tracht zu tragen.

Über diese wertvolle Ausgabe der Walserheimat freue ich mich. Ich bin unserem Redakteur und seinem Team für diese umfangreiche Arbeit dankbar. Allen Trachtenfreunden und -freundinnen wünsche ich eine interessante Lesestunde.

Dieser und andere Artikel sind in Heft 79 der „Walserheimat“ zu finden.

Das Höll-Loch, 100 Jahre Erforschung einer Höhle

VON TIBURT FRITZ

Mitten im Mahdtal öffnet sich ein furchteinflößender, mehr als 15 m breiter Schlund, das Höllloch. Wer sich in diesen wasserführenden, dunkel gähnenden Schacht wagt, dem darf der Mut nicht fehlen. Im Jahre 1905 gelang es dem Jagdaufseher Hermann Paul erstmals, ca. 70 m in den senkrecht abfallenden Schacht bis auf den ersten größeren Absatz abzuseilen. Er informierte Pfarrer Längle und Kaplan Franz Xaver Lutz in Riezlern. Sie planten nun, im Jahre 1906 die Höhle näher zu erforschen.

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Die „Walser“ und ihre Nachbarn – etymologisch gesehen

VON HANS-GERT BRAUN

Der Name „Walser“ hat Geschichte und deshalb fragen sich viele, was er denn wohl mit ähnlichen Namen, z.B. den „Wallisern“ (im Wallis) und den „Walisern“ (in Wales) zu tun hat. Hier soll die Verwandtschaft dieser Namen ein wenig geklärt werden. Aber wenn man das tut, dann kann man vielleicht auch ein paar Namen in der weiteren Nachbarschaft einbeziehen, Namen wie „Walnuss“, „Wallach“, „Wallonen“, „Wallfahrt“, „Walross“, „Walküre“ etc. Das soll im Folgenden versucht werden; dabei ist aber sorgsam zu unterscheiden, wo Namen „verwandt“ oder wo nur „benachbart“ sind.

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Neue Ergebnisse zur Siedlungsgeschichte am Tannberg. Die Pollenanalysen aus dem Körbersee

VON CAROLINA WALDE & KLAUS OEGGL

INSTITUT FÜR BOTANIK DER LEOPOLD-FRANZENS-UNIVERSITÄT INNSBRUCK,
STERNWARTESTRASSE 15, A-6020 INNSBRUCK

Einleitung

Im Rahmen des Projektes „Alpmuseum uf m Tannberg“ laufen zur Zeit am Institut für Botanik der Universität Innsbruck ausführliche Pollenanalysen an Sedimenten vom Körbersee, welche neue zusätzliche Informationen zur Vegetationsentwicklung und Besiedelungsgeschichte am Hochtannberg liefern sollen. Diese Untersuchungen stellen die Fortsetzung der palynologischen Analysen des Sedimentbohrkernes vom Kalbelesee (WALDE & OEGGL 2003) dar, die eine bis in die Bronzezeit zurückreichende Siedlungstätigkeit auf dem Tannberg belegen. Die Bearbeitung des neuen Bohrkerns aus dem Körbersee, der die Vegetationsentwicklung der letzten 10000 Jahre umfasst, soll einen Einblick in die Vegetations- und Siedlungsgeschichte des Tannberges geben, sowie den Beginn und die räumliche Ausdehnung der Siedlungstätigkeit auf dem Tannberg erfassen.

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Die Estavelle, ein verborgenes Naturwunder im Kleinen Walsertal

VON DR. NICO GOLDSCHEIDER

Was sind die größten Naturwunder des Kleinen Walsertales? Viele denken hier wohl zuerst an die Breitachklamm, das Hölloch oder den Gottesacker. Ein weiteres Naturwunder versteckt sich jedoch in den Schluchten des Schwarzwasserbachs und ist selbst vielen Einheimischen unbekannt, obwohl der Naturlehrpfad in nur etwa 30 m Entfernung daran vorbei führt. Die Rede ist von der Schwarzwasserhöhle (Lage siehe Abb. 1). Diese befindet sich im schluchtartigen Mittellauf des Schwarzwasserbachs, etwa 750 m talaufwärts der Park- und Sportplätze und 250 m talabwärts eines markanten, schönen Wasserfalls.

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Die Gemeinde Mittelberg und das Großdeutsche Reich

Am 10. Juni 2008 wurde im Walserhaus in Hirschegg die von Dr. Thomas Gayda und Stefan Heim konzipierte Ausstellung „Sonderfall Kleines Walsertal – Ein Tal im Umbruch – 1933 – 1938 – 1948“ eröffnet. Diese brisante Zeit stellte einige Weichen für den Tourismusort Kleinwalsertal.Die Gemeinde Mittelberg erlebte Ende der Zwanzigerjahre einen gewaltigen Aufschwung im Fremdenverkehr. Laut den Aufzeichnungen der Verkehrsämter waren es im Jahre 1923/24 insgesamt 3.211 Personen mit 29.200 Nächtigungen, 1929/30 aber bereits 9.935 Gäste mit 135.675 Übernachtungen.

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Montafoner Bergbaumuseum Silbertal

Das Bergbaumuseum im Gemeindeamt Silbertal. Foto: Montafon Archiv

Das Montafoner Bergbaumuseum Silbertal besteht seit 1996 und befindet sich im Gemeindeamt Silbertal. Das Museum präsentiert die Geschichte des Bergbaus im Montafon von den Anfängen bis zur Gegenwart. Im Mittelpunkt steht ein Schaustollen mit Berghunt und Bergmann. Urkunden, historische Fotos, traditionelles Werkzeug sowie zahlreiche Erzproben aus dem Schürfgebiet ergänzen die Sammlung. Die Montafoner Bergbaugeschichte reicht wahrscheinlich bis in prähistorische Zeiten zurück. Die im Jahr 2000 entdeckte bronzezeitliche Siedlung in Bartholomäberg-Friega dürfte jedenfalls in Zusammenhang mit einem vorgeschichtlichen Kupfererzbergbau zu sehen sein.

Drei Männer in Bergwerkstracht. Foto: Montafon Archiv

Das Churrätische Reichsurbar, ein Einkünfteverzeichnis des Bistums Chur, aus der Zeit um 843 gibt den ältesten bekannten Hinweis auf die Existenz eines mittelalterlichen Bergbaus im Montafon. Die Quelle nennt einen eigenen Eisenbezirk („ministerium ferraires“) mit acht Öfen („octo f ornaces“), der zweifellos in das Gebiet zwischen Bürs, Arlberg und Montafon (Bereich Bartholomäberg-Kristberg) zu lokalisieren ist. Es ist anzunehmen, dass man bald nach dem Eisenerzabbau auf reiche Silberadern stieß, die dann eine lebhafte Epoche des Bergbaus einleiteten. So berichtet eine Urkunde aus dem Jahre 1319 von einem Silberbergwerk. In ihr ist zu lesen, dass König Friedrich der Schöne (Habsburg) seinem Oheim Albrecht von Werdenberg (Bludenz) unter anderem erlaubte, „die Silbergruben oder der Berg genannt Muntafune“ seinem Bruder, dem Grafen Hugo, zu vermachen.

Mittelalterlicher Bergbau im Gaflunatal.

Foto: Montafon Archiv

1355 regelte eine Vertragsurkunde Besitzteilungen zwischen den „Silberern“ und den „Walsern“, jener Volksgruppe, die am Beginn des 14. Jahrhunderts vor allem in hohen Lagen Vorarlbergs siedelte und genauso wie die Silberer besondere Rechte und Freiheiten genoss. Sie besaßen ein eigenes Gericht unter einem Bergrichter, der im Spätmittelalter in Schruns residierte (im Gebäude des heutigen Montafoner Heimatmuseums). Während die Bergrichter die niedere Gerichtsbarkeit ausübten, stand die hohe Gerichtsbarkeit dem Grafen beziehungsweise seinem Vogte zu. Die kaiserlichen Bergwerksordnungen regelten die Befugnisse der Bergrichter, die Arbeitszeiten, die Verwaltung des Holzes für den Bergwerksbetrieb, die Einrichtung von Lehmgruben zur Verhüttung des Erzes und vieles mehr. 1448 wurden unter Erzherzog Sigismund die berühmt gewordenen Silbergruben am Falkenstein in Schwaz eröffnet. Dies führte auch im Montafon zu vermehrter Bergbautätigkeit. Die Entdeckung ergiebiger Silberadern am Kristberg leitete am Ausgang des Mittelalters eine letzte Blütezeit für den Bergbau im Montafon ein. In Bartholomäberg wurde jetzt auch Kupfer gewonnen, wie aus der Erwähnung einer „Kupferleite“ aus dem Jahre 1473 deutlich wird. Im Laufe des 16. Jahrhunderts geriet der Bergbau im Montafon in die Krise: Vor allem die Entdeckung Amerikas und der Import von großen Mengen Silber und Kupfer nach Europa (mit dem anschließenden Preisverfall) bereiteten dem Bergbau im Tale spätestens kurz nach 1600 ein Ende. Das Museum im Silbertal und die Schaubergwerke in Bartholomäberg erinnern somit an längst vergangene Zeiten.

Montafoner Bergbaumuseum Silbertal
Gemeindeamt
A-6780 Silbertal
Tel.: +43 5556 747-23
Bergbaumuseum Silbertal

Andreas Rudigier und Peter Strasser

Aus: Ein kleiner Führer durch das Montafoner Heimatmuseum Schruns. Schruns 2008. S. 43 f.

Im Bergbaumuseum Silbertal. Foto: Montafon Archiv

Literatur:

Rüdiger Krause, Archäologische Ausgrabungen im Montafon: Feuergruben, Alpwüstungen und Montanarchäologie in Bartholomäberg, Silbertal und in Gargellen, in: Jahresbericht der Montafoner Museen, des Heimatschutzvereins Montafon und des Montafon Archivs 2007. Schruns 2008, S. 1.418.

Emil Scheibenstock, Bergknappen. Stollen. Erze. Zur Geschichte des Bergbaues im Montafon. Bartholomäberg-Kristberg-Silbertal. Schruns 1996 (= Bludenzer Geschichtsblätter 31).

Peter Strasser, Die Rekonstruktion der Vergangenheit – Über zwei Ausstellungen der Montafoner Museen in Gaschurn und Silbertal, in: Bludenzer Geschichtsblätter 65 (2002), S. 63-67.

Josef Zurkirchen, Als unser Silber noch aus dem Montafon kam … Die Geschichte des Erzabbaus im Ländle, in: A. Rudigier u. P. Strasser (Hg.), Montafon. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart. Schruns 1995 (= Festschrift für Frau Eleonore Schönborn zum 75. Geburtstag, Bludenzer Geschichtsblätter 24-26), S. 373-377

Bergschau 1122 Kleinwalsertal

Der Natur auf der Spur

Die Bergschau im Walserhaus in Hirschegg, Kleinwalsertal

Die „Bergschau 1122“ (Meter Meereshöhe) in Hirschegg ist das etwas andere Museum. Eine Bergschau-Ausstellung, die Einheimische, Gäste, Jung und Alt gleichermaßen fasziniert und begeistert. Eine Erlebnisstätte, an welcher der Besucher das Kleinwalsertal mit allen Sinnen erfassen kann: „3D-Bilder sehen, typische Düfte riechen, besondere Gegenstände erfühlen und typische Geräusche hören.“

Künstlerische Darstellung Tourismus

Ein Informationszentrum für volks-, heimat- und naturkundlich Interessierte, auch beliebter Treffpunkt von Personen, die mit Museen nichts am Hut haben. Die dargestellten Sachverhalte sind für jedermann gut verständlich, regen zu Aktivitäten an und machen neugierig.

Diese Ausstellung ist Teil eines grenzüberschreitenden naturkundlichen Informationssystems in der Region Kleinwalsertal – Oberstdorf. Im Gesamtkonzept mit Infopunkten und Wegen im Gelände bilden sie grundlegende Informationen zu Natur, Kultur und touristischen Infrastruktur. Weitere Bergschau-Infozentren befinden sich im Ortszentrum von Oberstdorf, am Eingang zur Breitachklamm und in der Bergstation der Fellhornbahn. Der im Eingangsbereich des Walserhauses stationierte Publikumsmagnet wurde vom Diplom-Geografen Thomas Dietmann aus Immenstadt konzipiert und ist frei und kostenlos zugänglich. Das Walserhaus ist das Veranstaltungszentrum des Kleinwalsertals, hier sind auch die Tourismuszentrale und das Schimuseum untergebracht.

Der Vorplatz des Walserhauses mit der Bergschau ist mit Steinplatten aus den verschiedenen geologischen Zonen des Tals gestaltet, im Eingangsbereich stößt der Besucher auf eine Steinstraße, ein im Boden eingebauter begehbarer Streifen mit bearbeiteten Natursteinen aus dem Tal, zum Beispiel Konglomerate aus der Arosazone im Bärgundtal oder Schrattenkalk aus dem Helvetikum im Ifengebiet. Hier kann der geologisch interessierte Besucher auch erfahren, warum der Widderstein ein Afrikaner und der Ifen ein Europäer ist. Der Ausstellungsraum wird begrenzt von mächtigen Wänden, Metallkörben, die mit Steinen aus allen geologischen Bereichen des Tals gefüllt sind. An den Glasaußenwänden zeigen grafisch gestaltete Darstellungen des Walser Künstlers Detlef Willand exemplarisch vier markante Stationen der Geschichte des Tals: Jäger aus der Steinzeit, Hirten, Walser Bauern und Touristen der Jetztzeit.

Feuerstelle auf Schneiderküren
aus der Steinzeit

Beeindruckend sind eine Original-Feuerstelle und mehrere Original-Steinwerkzeuge aus der Mittelsteinzeit. Das steinzeitliche Jägerlager auf der Alpe Schneiderküren wurde vor 14 Jahren vom heimischen Künstler und Volkskundler Detlef Willand entdeckt und von der Universität Innsbruck erforscht und ausführlich dokumentiert. Geschichtlich Interessierte können die Broschüre „Der Felsüberhang auf der Schneiderkürenalpe, die ältesten menschlichen Spuren im Kleinwalsertal“ erwerben. Das Kleinwalsertal ist zu einer Drehscheibe der internationalen Steinzeitforschung geworden. Die Ausgrabung eines vorzeitlichen Jägerrastplatzes in der Parzelle Egg bei Riezlern und die sensationelle Entdeckung des ältesten Bergwerks in den Alpen2 bei Mittelberg sind glanzvolle Marksteine in der europäischen Ur- und Frühgeschichte.

Interaktives Landschaftsmodell

Die Walser waren Spezialisten in der Bewirtschaftung von hoch gelegenen Weiden und Mähdern. Vom Prinzip „Zia ond Faara“, nach dem der Walser Bauer mit der Kuh dem Futter nachgeht und nicht umgekehrt, zeugen heute noch viele „Waidschtälle“, frei stehende, hauptsächlich im Frühling und Herbst benutzte landschaftstypische Walser Wirtschaftsgebäude. Auf einer Schautafel kann der Besucher den jahreszeitlichen Kreislauf nachvollziehen.

Am „interaktiven Landschaftsmodell“1 können auf einem Walsertal-Relief mittels Touch-Screen digital gesteuerte Informationen über Landschaft, Geologie, Eiszeiten, Klima und Wetter, Mensch und Natur, Tourismus und Ökologie abgerufen werden. Der Bergschaubesucher wird beispielsweise aufgeklärt, wo die letzte Eiszeit Spuren hinterlassen hat, wo Lawinenverbauungen Gebäude und Straßen schützen, wo der Erholungssuchende Schipisten, Loipen, Winterwanderwege und Lifte vorfindet, über welche Pässe die Walser ins Tal eingewandert sind oder wo schützenswerte Biotope zu finden sind.

Die landschaftliche Schönheit des Tales der Walser und die Schutzwürdigkeit dieser beeindruckenden Natur- und Kulturlandschaft bilden den Mittelpunkt der Bergschau. Im 3D-Film „Zauberwelt Hochifen-Gottesacker“ wird der Zuseher in eine der großartigsten Karstlandschaften der Alpen eingeführt, von der er immer wieder aufs Neue fasziniert sein wird.

Karl Keßler

Fotos: Thomas Dietmann und Karl Keßler
1 T. Dietmann, Die Bergschau, Ein naturkundliches Informationssystem
2 W. Leitner, Universität Innsbruck, Spuren zum ältesten Bergwerk in den Alpen

Weiterführende Informationen:
Thomas Dietmann, Bergschauflyer, erhältlich in den Bergschau-Infozentren
Thomas Dietmann, Die Bergschau, Ein naturkundliches Informationssystem, Hrsg. Verein zum Schutz der Bergwelt e.V., 2007
W. Leitner, Der Felsüberhang auf der Schneiderkürenalpe, 2003, Walserdruck, Riezlern

Bergschau −  813 −  830 −  1122 −  2037

Alpinarium Galtür

Das Alpinarium in Galtür erzählt seine eigene Geschichte in der Walserheimat 95:

 

Die Mauer von Galtür mit dem Alpinarium. Foto: Alpinarium Galtür
Mich hat man so gar nicht gewollt. Bis ich dann wegen der Lawine hier entstehen sollte. Ich biete nun Schutz für alle Leute, die heute und auch morgen sich ruhig zum Schlafe legen wollen. Auch bin ich nun ein Ort, an dem sich Jung und Alt die Zeit nehmen, und alles, was sie hören, sehen und lesen, im Geiste mit nach Hause nehmen.

Ich stehe noch nicht lange an dieser Stelle. Wo ich erbaut wurde war vorher im Sommer eine blühende Wiese und im Winter lag hier von Spuren zertrampelter Schnee. In vergangener Zeit sind sicher schon einige Male Ausläufer von einer Lawine auf meinem Grund zum Stillstand gekommen und haben meine übliche blaue und weiße Blütenpracht im Frühling um einige Wochen verzögert.

Ab dem 23. Februar 1999 um 16:00 Uhr, als das Unglück seinen Anfang nahm, änderte sich alles auf meinem Grundstück und rings herum. Eine gewaltige Staublawine löste sich vom Grießkogel und raste über den Sonnenberg auf mich zu. Alles, was ihr im Wege stand, wurde niedergewalzt und zerstört. Aber als die schlimmsten Tage vorbei waren, wurde ich bereits in den Gedanken einiger Köpfe geboren. Besonders einem verdanke ich meine Existenz und das ist Anton Mattle, damals Bürgermeister und Krisenmanager von Galtür. Heute ist er zusätzlich noch Tiroler Landtagsabgeordneter und Landtagsvizepräsident.

Schon bald wurde ich in den ersten Federstrichen skizziert und gezeichnet, bis mein aktuelles Aussehen fixiert wurde. Stolz stehe ich heute da und werde mit neugierigen Blicken bewundert. Besonders mein Innenleben kann sich sehen lassen. In meinem Untergeschoss bin ich die Heimat von verschiedenen Fahrzeugen. Am östlichen Ende hat die Freiwillige Feuerwehr Galtür ein großzügiges Zuhause gefunden. Die Bergrettung beheimate ich ebenso wie die Landjugend Galtür, den Skiclub und eine Garage für den Skilift. Dann reiht sich wohl der schönste Teil von mir, das Alpinarium Galtür, an.

Mit den Ausstellungen „Galtür unter einem Dach“ bis 2004, „Die Lawine“ 2004/2005 und der Landesausstellung „Die Mauer – Leben am Berg“ durfte ich schon über 400.000 Besucher begrüßen und ihnen zeigen, wie es sich damals zugetragen hat und Einblick in die Geschichte von Galtür geben. Auch vielen heimischen Künstlern habe ich für ihre Ausstellungen Raum geboten. Erst kürzlich, am 22. Jänner 2014, wurde in meinen Räumen die neue Ausstellung „Ganz oben“ feierlich eröffnet und eingeweiht.

Was ist „Ganz oben“, werden sich viele, die diese Zeilen lesen, fragen. Komm einfach einmal bei mir vorbei und du wirst mit Sicherheit überrascht sein. Von uralten Bildern und Texten bis zum heutigen Tag, alles ist an meinen spiegelnden Wänden zu lesen und zu bestaunen. Auch das Unglück von damals kann in einem Film angeschaut werden. Die eine oder andere Ausstellung von Künstlern werde ich sicher auch wieder in meinen Räumen begrüßen.

Blick von der Mauer. Foto: Alpinarium Galtür

Im „Enziansaal“ im Obergeschoss biete ich Raum für Versammlungen, Schulungen und Kongresse. Eine Bibliothek ist seit neuestem auch in meinem Innenleben zu Hause. Auch für Speis und Trank wird in mir gesorgt. Im Café „Gefrorenes Wasser“ habe ich schon manche durstige Seele oder manchen hungrigen Magen zufrieden gestellt. Jung und Alt sind glücklich, wenn sie ihre Kletterkünste an meiner Indoor Boulderwand zeigen können. Von der Terrasse vom Café gelangt der Besucher auf das Aussichtspodium auf dem Dach des Alpinariums. Auf meiner Rückseite ist eine aus Natursteinen erbaute Kletterwand, an der sich schon viele Kletterbegeisterte ausgetobt haben.

Aber als Gesamtes gesehen bin ich eine Schutzmauer und für die Lawinensicherheit für die Menschen und die Objekte in den Ortsteilen Winkl und Frühmeßgut sowie Kirchegg zuständig. Denn ich bin in die Mauer integriert, die vom Ortsteil Platz bis zum Haus Elisabeth zirka 340 Meter lang und bis zu 19 Meter hoch ist. Geplant wurde ich vom Architekten Falch und dem Gemeinderat von Galtür. Vielen Dank möchte ich dem Obmann vom Alpinarium Toni Mattle und seinem engsten Mitarbeiter Ing. Helmut Pöll mit ihren Mitarbeitern sagen, die eigentlich für mein reges Leben jahrein und jahraus verantwortlich sind.

Ausstellung „Ganz oben“. Foto: Alpinarium Galtür

Meine technischen Daten will ich nicht vorenthalten: Ich stehe auf einer Fläche von 2.557 m², habe eine Gesamtnutzfläche von 5.075 m² und bin 135 Meter lang und 19 Meter tief. Insgesamt habe ich einen umbauten Raum von 20.618 m³. 7.500 m³ Beton wurden verarbeitet, bis ich fertig gestellt war. Allein die Bodenplatte, die eine Stärke von 70 Zentimeter hat, benötigte 2.500 m³. Meine Rückwand ist 50 Zentimeter stark und wurde noch mit einer Kletterwand aus Natursteinen verschönert.

Das ist die Geschichte von mir, dem Alpinarium in Galtür, und ich würde mich freuen, wenn ich den einen oder anderen Leser dieser Zeilen einmal in mir begrüßen dürfte.

P.S.: Übrigens wurde mir 2008 das österreichische Museumsgütesiegel verliehen und schon ein Jahr davor wurde ich mit dem European Museum Award ausgezeichnet.

Gebhard Walter, Galtür

Dieser Artikel ist in Heft 95 der „Walserheimat“ zu finden.

Alpinarium Galtür

Blütenstaub enthüllt 3000-jährige Siedlungsgeschichte im Tannberggebiet

VON CAROLINA WALDE & KLAUS OEGGL

INSTITUT FÜR BOTANIK DER LEOPOLD-FRANZENS-UNIVERSITÄT INNSBRUCK,
STERNWARTESTRASSE 15, A-6020 INNSBRUCK

Einleitung

Der Hochtannberg als Übergang vom hinteren Bregenzerwald ins Lechtal und Arlberggebiet liegt abseits der bekannten Alpendurchquerungen und scheint daher relativ spät besiedelt worden zu sein. 

Kalbelesee
Abbildung 1. Der Kalbelesee auf dem Hochtannberg mit der Lage des Bohrpunktes (roter Punkt), wo der 6 m mächtige Sedimentkern zur pollenanalytischen Untersuchung geborgen wurde.
Die ersten urkundlichen Erwähnungen aus dem 14. Jahrhundert belegen die Siedlungsgründung von Schröcken, Lech und Damüls durch die Walser (Ilg 1985). Im Rahmen des Projektes „Alpmuseum uf m Tannberg“, das sich mit der Erhaltung der ursprünglichen Kulturlandschaft und des Lebensraumes am Tannberg befasst, soll die Siedlungsgeschichte dieses Gebietes detailliert erforscht werden. Dendrochronologische Untersuchungen an Holzbalken der ältesten Alpgebäude „uf m Büel“ und „Batzen“ sollen zusätzliche unabhängige Daten zur Bau- und damit auch zur Besiedlungsgeschichte in historischer Zeit liefern, und auf diese Weise die schriftlichen Überlieferungen ergänzen. Die Siedlungsentwicklung vor dem Mittelalter hingegen ist nur unzulänglich bekannt. Mesolithische Silexabschläge, die Funde einer jungsteinzeitlichen Lochaxt bei Schröcken (Vonbank 1978), eines bronzezeitlichen Randleistenbeils bei Lech und zweier urnenfelderzeitlicher Lappenbeile bei Oberstdorf (Uslar 1991) und einer mittelalterlichen Lanzenspitze vom Kalbelesee belegen zwar die zeitweilige Begehung des Gebietes durch den Menschen seit der Mittelsteinzeit, aber prähistorische Siedlungsspuren in Form von Gebäudestrukturen konnten bisher noch nicht entdeckt werden. In Ermangelung derartiger historischer Quellen soll die pollenanalytische Untersuchung der Sedimente des Kalbelesees (Abbildung 1) beitragen Hinweise auf die frühere Besiedlung des Tannberggebietes zu erbringen. 
 

Das Untersuchungsgebiet

Der Kalbelesee liegt in der Gemeinde Warth auf 1650 m Meereshöhe (Abbildung 1). Das Sedimentationsbecken gliedert sich in zwei Wannen und ist gegen Westen Richtung Schröcken durch einen Geländeriegel vom Haupttal abgetrennt. Der See hat eine Länge von 340 m und eine Breite von 130 m mit einer freien Wasserfläche von 2,4 ha. Die maximale Wassertiefe mit 4 m wird im westlichen Teil erreicht, im Ostbecken beträgt sie nur 2,4 m (Gnaiger 1993). Der See wird von mehreren Bächen und einer unterirdischen Quelle gespeist. Am Nordufer des Ostbeckens besteht ein überfallartiges Abflussgerinne, das in die Bregenzer Ache entwässert.
Der See liegt im Gebiet des Krummholzes und der Lärchen-Zirbenwälder (Gams 1932). Ein Streifen aus Teichschachtelhalm (Equisetum fluviatile) und Seggen (Carex sp.) teilt den Kalbelesee im Sommer in einen kleineren Ostteil und einen größeren westlichen Bereich. Die Wasservegetation (Kossinna & Fliri 1961; Amann 1970; Gnaiger 2000) besteht hauptsächlich aus Langblättrigem Laichkraut (Potamogeton praelongus), Großem Schönmoos (Calliergon giganteum) und Armleuchteralgen (Chara sp.). Um den See gedeihen heute ausgedehnte Wiesen, die beweidet werden. Am vom Salobersattel abfallenden Nordhang stockt ein lichter Zirbenwald, der aus einer Aufforstung am Beginn des letzten Jahrhunderts hervorgegangen ist, mit Alpenrosengebüsch (Rhododendron hirsutum) im Unterwuchs. Die potentielle Waldgrenze liegt bei 1900 – 2000 m, die aktuelle Waldgrenze ist im Zuge anthropogener Eingriffe zur Gewinnung von Weideflächen um 300 m gegenüber der potentiellen abgesenkt.
Das Klima ist mitteleuropäisch, ozeanisch getönt mit schneereichen, relativ milden Wintern und niederschlagsreichen Sommern. Im nahe gelegenen Warth werden die geringsten durchschnittlichen monatlichen Niederschlagssummen im März und Dezember registriert. Die höchsten Niederschläge mit mehr als 200 mm gehen in den Sommermonaten von Juni bis August nieder. Die durchschnittliche Schneedeckendauer beträgt 179 Tage im Jahr. Für eine Temperaturabschätzung im Bereich des 400 m höher liegenden Kalbelesees stehen die Werte aus Schröcken zur Verfügung. Dort liegen die mittleren Julimaxima bei 27,4° und die -minima bei 4,4°C (Fliri 1975). 

Zur Methode

Pollenprobe
Abbildung 2. Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Pollenprobe aus einem Seesediment (Vergrößerung: 500x): a = Fichte (Picea), b = Erle (Alnus), c = Erikagewächse (Ericaceae), d = Zungenblütler (Cichoriaceae), e = Kiefer (Pinus)
In der Erforschung der Entstehung der Kulturlandschaft stößt man rasch an die Grenzen der historischen Quellen. Mündliche und schriftliche Überlieferungen reichen in den seltensten Fällen über das Mittelalter hinaus. Für frühere Zeiten liefern manche Gemälde noch brauchbare Hinweise. Aber auch die Auswertung derartiger ikonografischer Quellen erreicht meist in der Klassischen Antike ihre Grenzen. Dann können nur noch indirekte Methoden helfen, die vergangene Umwelt zu rekonstruieren. Die Methode der Wahl stellt dabei die Pollenanalyse dar. Die Pollenanalyse beschäftigt sich mit der Rekonstruktion vergangener Vegetationsverhältnisse mit Hilfe von Blütenstaub, der in See und Moorablagerungen eingeschlossen ist.

Viele bestandesbildende Pflanzenarten im Wald und auf der Wiese verbreiten ihren Blütenstaub durch den Wind. Nur ein geringer Anteil dieses windverfrachteten Blütenstaubs trifft auf die Narbe und führt eine Bestäubung durch. Der Großteil dieses Pollens wird auf der Erdoberfläche abgelagert, wo er innerhalb weniger Wochen zersetzt wird. Gelangt der Blütenstaub aber auf die Oberfläche von Seen und Mooren, wird er in das Sediment oder im Torf eingebettet und erhält sich über Jahrtausende (Abbildung 2). Damit sind in See- und Moorablagerung wichtige Informationen über die vergangene Vegetation gespeichert, denn die Zusammensetzung des Pollens in den Ablagerungen steht in direktem Zusammenhang mit der Vegetation, die diese Pollen verbreitet hat. Anhand der Pollenzusammensetzung von Seesedimenten kann die Vegetationsveränderung in einem definierten Gebiet über mehrere Jahrtausend hinweg beobachtet werden.

Ursachen für Vegetationsveränderungen werden mittels sogenannten Zeigerarten registriert. So lässt sich der Einfluss des Menschen auf die Vegetation mittels Siedlungs- oder Kulturzeiger nachweisen. Zu den Siedlungszeigern zählen Pollen von Pflanzen, die unter dem Einfluss des Menschen vermehrt auftreten wie der Spitzwegerich (Plantago lanceolata-Typ), der große Wegerich (Plantago major-Typ), der Mittlere Wegerich (Plantago media), Ampferarten (Rumex-Typ), ebenso stickstoffliebende Pflanzen wie Brennnesselgewächse (Urticaceae), Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae-Typ) oder Beifuss (Artemisia), die gedüngte Böden wie Viehweiden, Äcker und Brachflächen anzeigen (Iversen 1941; Behre 1981). Großen Indikatorwert besitzt der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), eine lichtbedürftige Art, die nur dann aufkommt, wenn die Krone des Waldes offen ist (Behre1981). Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) produziert viele Pollen, die durch den Wind verbreitet werden. Ampferarten (Rumex-Typ) kommen vor allem auf Ruderalstandorten oder auf landwirtschaftlich genutzten Flächen vor. All diese Arten sind natürliche Bestandteile der heimischen Flora, hingegen werden Kulturzeiger ausschließlich vom Menschen verbreitet, in das Gebiet eingeschleppt und angebaut. Die häufigsten Kulturzeiger sind Pollen von Getreide (Cerealia), Roggen (Secale) sowie Edelkastanie (Castanea sativa) und Walnuss (Juglans). Ihr Auftreten im Pollendiagramm weist signifikant die Anwesenheit des Menschen nach. Zudem zeigen einige Pollen dieser anthropogenen Zeigerpflanzen eine eingeschränkte Transportfähigkeit auf und können daher nur wenige Kilometer von den Siedlungsflächen entfernt nachgewiesen werden (Behre & Kucan 1986). Damit ist es möglich mit Hilfe der Pollenanalyse auch die Lage von prähistorischen Siedlungen zu ermitteln.

Aber auch die chronologische Abfolge der Pollentypen im Profil zeigt die Art und Weise des menschlichen Eingriffs in die natürliche Vegetation auf (Iversen 1941, 1949, 1969; Behre 1981). Eine Rodung ist verbunden mit dem Rückgang der Baumarten und die Pollen krautiger Pflanzen steigen deutlich an. In einer zweiten Phase treten Getreide und lichtliebende Pioniergehölze wie Birke (Betula) und Hasel (Corylus avellana) auf. Auf den unbeschatteten und offenen Flächen breiten sich die Gräser (Gramineae) und der Spitzwegerich (Plantago lanceolata-Typ) aus. Bleibt der menschliche Einfluss aus, gehen die Kultur- und Siedlungszeiger zurück. Am Ende einer Siedlungsphase breiten sich wieder die Baumarten aus und schließen die Lichtung.

Diese Methode gelangt auch an den Sedimenten des Kalbelesees zur Anwendung. Zuvor musste aber noch ein Sedimentkern geborgen werden. Dazu wurde im Frühjahr 2002 mit einem Merkt-Streiff Kernbohrgerät in der östlichen Verlandungszone des Kalbelesees eine Bohrung bis auf 6 m Tiefe niedergebracht (Abbildung 1). Die Bohrkerne wurden anschließend im Institut für Botanik tiefgefroren und bis zur chemischen Aufbereitung gelagert. Die chemische Aufbereitung der Proben wurde am Institut für Botanik der Universität Innsbruck nach einer standardisierten Methode vorgenommen (Seiwald 1980). Die Pollenpräparate wurden mikroskopisch ausgezählt und die Ergebnisse mit dem am Institut für Botanik entwickelten Computerprogramm Fagus 4 in Form von Schattenrissdiagrammen dargestellt. Zur Berechnung des Relativdiagrammes sind Sporen, Holzkohlepartikel und Sauergräser (Cyperaceae) aus der 100%-Summe ausgeschlossen. Ihre Werte sind auf die Gesamtsumme bezogen dargestellt. Im Pollenprofil (Abbildung 3) ist auf der y-Achse die Tiefe und auf der x-Achse die Häufigkeit der einzelnen Pollen abzulesen. Von links nach rechts werden die Baumpollen, dann das Hauptdiagramm, die Nichtbaumpollen (Kräuter), die Einzelfunde und anschließend die Sporen und Holzkohlenpartikel dargestellt. Die dunkel unterlegten Flächen stellen die Prozentwerte, die weißen Flächen die Promillewerte dar. Im Hauptdiagramm in der Mitte sind die wichtigsten Baumpollen links und die Gräser rechts aufgetragen. Die durchgehende Linie zeigt das Verhältnis Baumpollen (links) zu den Nichtbaumpollen (rechts) auf.

Zur besseren Lesbarkeit und zum Vergleich mit Pollendiagrammen aus benachbarten Gebieten, wird das Pollenprofil in Zonen eingeteilt. Eine solche Zone ist durch die dominant vorkommenden Pollen und Sporen definiert, ohne sich an Klima, Vegetation oder Sediment anzulehnen. Sie wird als „lokale Pollenansammlungszone lpaz“ (Hedberg 1972a,b) bezeichnet (Tabelle 1). Nach ersten Orientierungsanalysen sind Proben zur Radiokarbondatierung gezogen worden. Die Datierungen wurden am Institut für Radiumforschung und Kernphysik der Universität Wien durchgeführt. Einige Daten (VERA-2444, VERA-2572 und VERA-2573) sind im Vergleich zur Pollenstratigrafie angrenzender Pollenprofile (Grosse-Brauckmann 2002) und zu den übrigen Daten aus dem Kalbelesee zu alt, weshalb sie nicht berücksichtigt werden. Die auf die beiden 14C-Daten aufbauende chronostratigrafische Gliederung erfolgt nach den Vorschlägen von Mangerud et al. (1974).

lpaz Zone Tiefe (cm) Obergrenze
K-1 Erlen-Fichten-Buchen (Alnus-Picea-Fagus) Zone 600-540 Fichte (Picea) steigt auf über 50%
K-2 Fichten-Hahnenfußgewächse (Picea-Ranunculaceae) Zone 540-460 Anstieg der Gräser (Gramineae)
K-3 Fichten-Zungenblütler (Picea-Cichoriaceae) Zone 460-290 Anstieg der Fichte (Picea), Rückgang der Zungenblütler (Cichoriaceae)
K-4 Fichten-Kiefern-Hahnenfußgewächse (Picea-Pinus-Ranunculaceae)Zone 290-50 Rückgang der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
K-5 Fichten-Kiefern-Zungenblütler (Picea-Pinus-Cichoriaceae) Zone 50-1 Profilende
Tabelle 1. Die lokalen Pollenansammlungszonen (lpaz) des Pollenprofils Kalbelesee.

Die Vegetationsgeschichte des Tannberggebietes

Überraschenderweise erfasst die 6 m mächtige Sedimentsäule aus dem Kalbelesee nur die Vegetationsentwicklung der letzten 3000 Jahre. Die Vegetationsentwicklung beginnt mit einer Erlen-Fichten-Buchen-Zone (lpaz K-1, Abbildung 3). Der See liegt demnach knapp oberhalb der Waldgrenze, die von der Fichte (Picea) gebildet wird. Pollen der Buche (Fagus) und der Hasel (Corylus avellana) stammen aus tieferen Lagen. Dort bildet die Buche (Fagus) gemeinsam mit der Fichte (Picea) und der Tanne (Abies) einen Bergmischwald, der bis auf 1400 m Seehöhe reicht. Darüber folgen bis auf ca. 1600 m geschlossene Fichtenwälder, die sich anschließend auflichten und in ca. 1900 m in die alpinen Grasheiden übergehen. Am Ufer des Sees und entlang der Bachläufe wachsen Erlen (Alnus) und Birken (Betula). Die Gräser (Gramineae) besitzen mit bis zu 15 % einen beachtlichen Anteil an der Pollensumme und zeigen den aufgelockerten Bestand und lichtoffenen Charakter des Fichtenwaldes an. Bereits in dieser Zone treten Siedlungszeiger auf. Brennnesselgewächse (Urticaceae), Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae-Typ), Beifuss (Artemisia), Mittlerer Wegerich (Plantago media), Spitzwegerich (Plantago lanceolata-Typ) und Ampfer (Rumex-Typ) deuten auf eine Weidenutzung der lichten Waldflächen hin.

An der Grenze zur Fichten-Hahnenfußgewächse-Zone (lpaz K-2, Abbildung 3) fallen die Werte der Erle (Alnus) ab und die Fichte (Picea) nimmt vorerst zu. Offensichtlich werden die Erlen (Alnus) im Bereich des Sees geschlägert, wodurch sich der Fichtenpollen (Picea) im Pollenspektrum stärker manifestieren kann. Anschließend nimmt aber die Fichte (Picea) wieder ab, was für Rodungen im Waldgrenzbereich in unmittelbarer Umgebung des Sees spricht, denn in diesem Abschnitt nehmen die Siedlungszeiger, der mittlere Wegerich (Plantago media), der Spitzwegerich (Plantago lanceolata-Typ) und vor allem der Ampfer (Rumex-Typ) zu. Auch Kulturzeiger wie Getreide (Cerealia) und Roggen (Secale) sind nun stetig nachgewiesen. Ein Radiokarbondatum am Beginn der Pollenzone stellt diese erste lokale Siedlungsphase an den Übergang von der Bronzezeit zur Eisenzeit. Aufgrund der deutlichen Zunahme der Weide- und Siedlungszeiger in dieser Zone muss mit einer extensiven Weidenutzung der Rodungsflächen gerechnet werden.

Am Übergang zur Fichten-Zungenblütler-Zone (lpaz K-3, Abbildung 3) nimmt der menschliche Einfluss ab, ohne jedoch unterbrochen zu werden. Aufgrund der Interpolation der beiden Radiokarbondaten erfolgt dieser Rückgang noch in der Eisenzeit. Durch den geringeren menschlichen Eingriff, sprich Weidenutzung, kann sich die Fichte (Picea) wieder etwas ausbreiten. Jedoch bereits in der Römerzeit (ab 440 cm Tiefe) nimmt die Weidetätigkeit um den Kalbelesee wieder zu, und die Fichte (Picea) wird erneut geschlägert. Erst am oberen Ende dieser Zone nimmt die Weideintensität ab, und die Fichte (Picea) breitet sich wieder aus. Die Wiesenzeiger (Glockenblumengewächse, Schmetterlingsblütler, Hornklee, Storchschnabel, Rosengewächse) nehmen zwar ab, aber die Siedlungszeiger (Spitzwegerich, Brennnesselgewächse, Ampfer) lassen auf ein Fortbestehen der Siedlungsaktivität, wenn auch in geringerem Ausmaß, im Tannberggebiet schließen.

 
Pollendiagramm
Abbildung 3. Vereinfachtes Pollendiagramm der Sedimente aus dem Kalbelesee.
Die Angabe der kalibrierten Radiokarbondaten erfolgt in Kalenderjahren vor heute.
BZ = Bronzezeit, EZ = Eisenzeit, RZ = Römerzeit, MA = Mittelalter, NZ = Neuzeit, r = Fichte, l = Föhre

Die Ausbreitung der lokalen Gehölze Fichte (Picea), Kiefer (Pinus) und Erle (Alnus) setzt sich in der Fichten-Kiefern-Hahnenfußgewächse-Zone (lpaz K-4, Abbildung 3) fort. Nichtsdestotrotz zeugen die konstanten Werte von Spitzwegerich (Plantago lanceolata-Typ), Ampfer (Rumex-Typ), Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae-Typ) und Brennnesselgewächsen (Urticaceae) von dem intensiven Weidebetrieb. Der Ampfer (Rumex-Typ) erreicht am Beginn dieser Zone sehr hohe Werte und weist auf ausgedehnte Bestände des Alpensauerampfers hin. Der Alpensauerampfer (Rumex alpinus) gedeiht bestens auf sehr nährstoff- und stickstoffreichen frischhumosen Lehmböden in der Nähe von Alm- und Sennhütten, wie es noch heute im Gebiet zu beobachten ist. Eine zusätzliche Förderung dieser Art durch den Menschen ist nicht auszuschließen, wurde der Alpenampfer doch als wertvolle Futterpflanze für Schweine kultiviert. Aber der Mensch nutzte auch den Sauerampfer als Nahrungsmittel wie Spinat oder gesotten und vergoren wie Sauerkraut (Hegi 1931, Zinsli 1991).

Neben diesen Siedlungszeigern treten auch Kulturzeiger wie Walnuss (Juglans) und Getreide (Cerealia, Secale) auf. Die Walnuss konnte mit Sicherheit auf diesen Höhenlagen nicht gedeihen und weist daher auf Ferntransport aus tieferen Lagen hin. Fernflug von Getreidepollen kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, aber das gemeinsame Auftreten mit Pollen der Kornblume (Centaurea cyanus) legt lokalen Getreideanbau nahe. Die Kornblume (Centaurea cyanus) besitzt große Pollenkörner und wird durch Insekten bestäubt. Deshalb gelangen die schweren Pollenkörner dieses Getreideunkrautes nur in der unmittelbaren Nähe des Ackers zur Ablagerung (Behre & Kucan 1986), daher stammen die nachgewiesenen Pollen der Kornblume (Centaurea cyanus) aus dem hydrologischen Einzugsgebiet des Kalbelesees. Unter den Getreidepollen befindet sich auch stetig Roggen (Secale), der als Sommergetreide in den Alpen bis in jüngste Zeit auch in Höhenlagen nahe der Waldgrenze angebaut wurde. Das gemeinsame Vorkommen von Roggen (470, 410, 390 und 200 cm Tiefe) mit der Kornblume legt ein schweres Gewicht auf einen kleinflächigen, lokalen Getreideanbau auf dem Hochtannberg von der Eisenzeit bis ins Mittelalter.

Auch in der obersten Zone, der Fichten-Kiefern-Zungenblütler-Zone (lpaz K-5, Abbildung 3) setzt sich die Ausbreitung der Fichte (Picea) bis in die jüngsten Schichten fort. Dort fällt die Fichte ab und die Kiefern nehmen zu, damit spiegeln sich die heutigen Vegetations- und Nutzungsverhältnisse im Pollendiagramm des Kalbelesees wieder.

Die Feuerökologie im Tannberggebiet

Zusätzlich zu den Pollen wurden auch Holzkohlenpartikel (Abbildung 3) in den Pollenpräparaten ausgezählt. Diese Holzkohlenpartikel stammen von Feuern aus dem Umkreis des Sees. Die durchgeführten Analysen liefern Hinweise auf lokale Feuer, die sowohl natürlich entfacht als auch durch den Menschen gelegt worden sein können. Aus der Teilchengröße und ihrer Häufigkeit in den einzelnen Schichten kann auf die Lage und Größe der Feuer geschlossen werden (Clark 1988). 

Calluna vulgaris
Abbildung 4: Calluna vulgaris
Auffällig im Pollendiagramm des Kalbelesees ist die Zunahme der Holzkohlen am Ende der Urnenfelderzeit, wo sich die lokale Siedlungstätigkeit des Menschen um den Kalbelesee erstmals deutlich abzeichnet (lpaz K2, Abbildung 3). Die geringen Werte der Baumarten und die hohen Anteile der Weidezeiger weisen auf eine offene Landschaft mit extensiver Weidewirtschaft hin. Die Teilchengröße der gleichzeitig auftretenden Holzkohlen von mehr als hundert Mikrometern belegt lokale Feuer. Nachdem das Einzugsgebiet um den Kalbelesee zu dieser Zeit fast baumfrei war, stellt sich die Frage: Was hat gebrannt? Obwohl die Baumpollenwerte in dieser Zone, lpaz K2, so gering sind, ist das Einzugsgebiet des Kalbelesees nicht völlig frei von Gehölzen. Im Zuge der Beweidung entwickelt sich ein Gebüsch von bodenständigen Sträuchern, die vom Vieh nicht gefressen werden. Es sind dies vor allem Wacholder (Juniperus communis) und Alpenrose (Rhododendron hirsutum), die als Weideunkräuter im Laufe der Zeit überhand nehmen und den Grasbewuchs eindämmen. Zur Verbesserung der Weide und des Graswuchses müssen diese Weideunkräuter von Zeit zu Zeit entfernt werden. Dies geschieht entweder durch Ausreißen der Sträucher durch den Hirten oder durch wiederholtes Brennen, auch Schwenden bezeichnet. Letztere Brandrodung kann auch für das Tannberggebiet mittels der Pollenanalysen seit der Eisenzeit nachgewiesen werden, denn Feuer führt zu Veränderungen der Vegetation. So reagieren einzelne Pflanzen positiv auf Feuer, indem sie nach dem Feuer bessere Keim- und Wuchsbedingungen vorfinden. Der Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und das Heidekraut (Calluna vulgaris, Abbildung 4) sind gut an das Feuer angepasst und ihr zahlreiches Vorkommen hängt mit dem Auftreten von häufigen Feuern zusammen (Tinner et al. 2000). Brand fördert bei beiden Pflanzen die Keimung. Werden Samen von Heidekraut eine Minute lang Temperaturen von 40 – 60°C ausgesetzt, so wird ihre Keimung begünstigt. Zudem zeigt das Heidekraut (Calluna vulgaris) eine optimale Verjüngung bei regelmäßigem Brand im Herbst in einem Intervall von 6 – 10 Jahren (Pott & Hüppe 1991). Die Jungtriebe des Heidekrauts werden im Gegensatz zu den mehrjährigen vom Vieh gerne gefressen, und außerdem blüht die Heide in den Folgejahren stärker (Iversen 1969, Lang 1994). Durch die erhöhte Blühintensität gelangen mehr Pollenkörner dieser überwiegend durch Insekten bestäubten Art in den Seesedimenten zur Ablagerung. Auf diese Weise kann aber auch überprüft werden, ob eine Verbindung zwischen der Brandaktivität und dem Blühverhalten von Heidekraut besteht. Tatsächlich bestätigt die Korrelationsanalyse einen direkten Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Feuerzeigern, also Pflanzen die von regelmäßigem Feuer profitieren, und Holzkohlenteilchen, die Feuer im Einzugsgebiet des Kalbelesees anzeigen (Abbildung 5a). Der Umstand, dass gemeinsam mit den Feuerzeigern und Holzkohlenteilchen immer Siedlungszeiger auftreten (Abbildung 5b), weist darauf hin, dass die Brände vom Menschen, in der Absicht die Weideflächen vom Gebüsch zu roden, gelegt wurden.

Die Siedlungsgeschichte des Tannberggebietes

Holzkohlen
Abbildung 5.
Unpräzise lineare Beziehung zwischen dem Auftreten der
Feuerzeiger und Holzkohlenteilchen
Die Pollenanalysen vom Kalbelesee liefern erste Daten zur frühen Besiedlungsgeschichte auf dem Tannberg. Ab der Bronzezeit nützt der Mensch die Grünflächen um den See zur Beweidung in unterschiedlicher Intensität. Der frühe anthropogene Eingriff steht im Einklang mit Pollenanalysen aus dem Oberinntal (Kral 1979; Oeggl, unpubl. Manuskript; Walde, unpubl. Daten). Dabei wirkt sich die Siedlungstätigkeit nicht nur in einer Veränderung der Vegetation in den Tallagen aus, sondern erfasst bereits die Region an und über der Waldgrenze. So konnte auf der Komperdellalpe oberhalb von Serfaus eine Absenkung der Waldgrenze im Zuge von Weideaktivität ab der Bronzezeit nachgewiesen werden (Wahlmüller 2002). Dagegen sind die Spuren menschlicher Aktivität im Bereich des Tannberggebietes während der Bronzezeit noch moderat. Dennoch belegen die Werte der Wiesen- und Siedlungszeiger einen lokalen Weidebetrieb. Am Übergang zur Eisenzeit setzt dann ein intensiver menschlicher Einfluss am Hochtannberg ein, der durch das starke Auftreten der Siedlungs-, Kultur- und Wiesenzeiger repräsentiert wird. Um ca. 900-800 v. Chr. kommt es zu großflächigen menschlichen Eingriffen rund um den Kalbelesee. Die neugeschaffenen Rodungsflächen werden intensiv für Weidezwecke genutzt. Von nun an wird das Gebiet auf dem Hochtannberg kontinuierlich durch den Menschen genutzt. Eine derartige eisenzeitliche Weidenutzung dieser Höhenlagen ist sowohl aus dem Oberen Inntal bei Serfaus (Wahlmüller 2002) als auch aus dem unmittelbar angrenzenden Kleinen Walsertal bekannt (Grosse-Brauckmann 2002).  
Siedlung
Abbildung 5.
Unpräzise lineare Beziehung zwischen dem Auftreten der
Feuerzeiger und Siedlungszeiger
Die Beweidungsintensität nimmt am Ende der Eisenzeit ab. Auch während der Römerzeit weisen die niedrigen Werte der Siedlungszeiger und höhere Baumpollenwerte auf eine geringere, aber ununterbrochene Siedlungstätigkeit am Hochtannberg hin. Dieser Rückgang des menschlichen Einflusses scheint ein regionales Ausmaß zu besitzen, denn er kann ebenfalls im Oberinntal ab dem Ende der Eisenzeit (Wahlmüller 2002; Walde, unpubl. Daten) nachgewiesen werden.

Im Mittelalter macht sich wieder eine Intensivierung der Siedlungsaktivitäten um den Kalbelesee bemerkbar. Zwar breiten sich die lokalen Gehölze Erle (Alnus), Fichte (Picea) und Kiefer (Pinus) wieder aus, trotzdem bestätigt die deutliche Zunahme der Siedlungszeiger die Präsenz den Menschen. Offenbar wird das Gebiet um den See zwar kleinräumiger, aber dafür intensiver beweidet. Dies äußert sich im Pollendiagramm in der deutlichen Zunahme des Ampfers (Rumex-Typ) und Spitzwegerichs (Plantago lanceolata-Typ). Der Beginn dieser Entwicklung ist durch ein Radiokarbondatum auf 700 n. Chr. datiert. Eine genaue Datierung des maximalen Ausmaßes dieser Vegetationsveränderungen steht noch aus, aber aufgrund von Extrapolation der Sedimentationsrate basierend auf den beiden vorhandenen 14C-Daten fällt diese Entwicklung mit der Zuwanderung der Walser in das Tannberggebiet zusammen.
 
 
Dank: Die Autoren danken Herrn Univ. Prof. Dr. Erich Gnaiger, Universität Innsbruck, der sie auf diese interessante Fragestellung aufmerksam gemacht hat. Weiters gilt der Dank Herrn Dr. Georg Friebe, inatura – Erlebnis Naturschau Vorarlberg, und der Vorarlberger Naturschau, die diese Untersuchungen durch die finanzielle Unterstützung erst möglich gemacht haben.


Literaturzitate

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Dr. Klaus Oeggl ist Außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Botanik der Universität Innsbruck und Experte auf dem Gebiet der Archäobotanik. In seinen Forschungen beschäftigt er sich mit der Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft im Alpenraum. Herausragend sind seine Untersuchungen im Zusammenhang mit der neolithischen Gelterschermumie „Ötzi“. Er ist Mitautor des Buches „The Iceman and his Natural Environment“ (2000, Springer Verlag, Wien). Mag. Carolina Walde ist Dissertantin am Institut für Botanik der Universität Innsbruck und befasst sich mit dem Einfluss des prähistorischen Menschen auf die Vegetation im Oberen Inntal, worüber sie bereits mehrere Publikationen verfasst hat.

Institut für Botanik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Sternwartestraße 15, A-6020 Innsbruck

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