Galtür liegt eingebettet in einem weiten Talkessel zwischen Silvretta und Ferwall am Ende des Paznauns an der Grenze zu Vorarlberg. Mit einer Einwohnerzahl von 791 Personen und einer Fläche von 121,23 Quadratkilometern ist Galtür die flächenmäßig größte Gemeinde des Paznauns. Das Dorfzentrum selbst befindet sich auf einer Seehöhe von 1584 m ü.A.
Die erste urkundliche Erwähnung von Galtür findet sich in einer Urkunde von 1146 in der die Grafen von Tarasp Güter im Jamtal und im Fimbertal (Ischgl) an das Kloster Marienberg schenken. Die ersten Siedler waren Rätoromanen aus dem Engadin, die die höhergelegenen Flächen als Weideland nutzten. Der Name Galtür leitet sich vom rätoromanischen Wort „Cultura“ oder „Cultüra“ ab, was auf die landwirtschaftliche Nutzung der Gegend hinweist. Ab 1310/1315 siedelten sich Walser in Galtür an, und die erste urkundliche Erwähnung der Walser datiert auf das Jahr 1320. Bis 1408 gab es eine klare Unterscheidung zwischen den Einheimischen rätoromanischen Siedlern, den „Landlüten in Patznün“, und den zugezogenen Walsern, die als „Walliser off Gultüre“ bekannt waren.
Im Jahr 1360 begann der Bau einer Kirche, die schließlich 1383 eingeweiht wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte Galtür kirchlich zu Ardez (früher Steinsberg). Nachdem das Engadin mehrheitlich zum kalvinistischen Glauben konvertierte wurde Galtür 1565 dem Vikariat Montafon/ Chur zugeteilt.
Im Jahre 1453 erhielt Galtür das Privileg eines autonomen Gerichts.
Die Geschichte von Galtür war jedoch nicht immer von Frieden geprägt. 1406 wurde Galtür während der Appenzeller Kriege verwüstet. 1499 musste man sich schon wieder in den Bündnerkriegen behaupten. Während des 30- jährigen Krieges wurde im Jahr 1622 durch feindliche Truppen die Pfarrkirche und zahlreiche Häuser zerstört. Im Jahre 1900 kaufte die Gemeinde Galtür von ihrer „Muttergemeinde“ Ardez um 60.400 Franken die Alpe Vermunt. Mit diesem Kauf ging auch der höchste Berg Vorarlbergs, der Piz Buin, in das Eigentum der Gemeinde Galtür über.
Die Erstbesteigungen des Fluchthorns (1861) und des Piz Buin (1865) durch Johann Jakob Weilenmann, einem Mitbegründer des Schweizer Alpenklubs, weckte das Interesse abenteuerhungriger Städter an Galtür und der Silvretta. Mit dem Ausbau der Straße durchs Paznaun und der Errichtung der ersten Alpenvereinshütte (Jamtalhütte 1882) begann die touristische Entwicklung ihre ersten zaghaften Schritte. Die ersten Schikurse wurden ab 1920 angeboten.
Die Geschichte von Galtür wird auch stark von Naturkatastrophen, vor Allem Lawinen, geprägt. So sollen laut der Chronik die ersten Verstorbenen am Friedhof Opfer einer Lawine gewesen sein. Das größte Unglück ereignete sich am 23. Februar 1999 als eine Lawine am Grießkopf in einen als sicher geltenden Bereich des Dorfes eindrang und 31 Menschenleben forderte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Pfarrkirche Maria Geburt Galtür
Die Pfarrr- und Wallfahrtskirche liegt auf einer Anhöhe zwischen Trisanna und Jamtalbach. Die Kirche wurde 1383 durch den Bischof von Chur eingeweiht. Bereits 1483 wurde die Kirche erweitert. Von 1776 bis 1783 wurde die Kirche barockisiert bzw. dem Rokokostil angepasst. Eine neuerliche Erweiterung gab es 1967 durch Prof. Clemens Holzmeister.
Eine Besonderheit der Pfarrkirche Galtür ist das Osarium (Beinhaus). In der Totenkapelle, unter dem Kreuz finden sich 23 bemalte Schädel aus dem 19. Jahrhundert.
Alpinarium Galtür
Das Alpinarium Galtür ist ein einzigartiges Ausstellungshaus. Es dient nicht nur der Wissensvermittlung und Kultur, sondern ist auch Teil der 350m langen und bis zu 19m hohen Lawinenschutzmauer.
Die Ausstellung „Ganz Oben“ zeigt die Geschichten jener Menschen, die von Galtür aus in die Welt zogen und Menschen, wie die Walser, welche von weit nach Galtür einwanderten. Laufend wechselnde Sonderausstellungen ergänzen das Angebot.
Das Alpinarium wurde vom Eurpean Museum Forum zweimal (2007 und 2015) für den European Museum of the Year Award nominiert und erhielt 2017 von der European Museum Academy anlässlich der Verleihung des Micheletti Award 2017 einen Sonderpreis.
Wirtschaft und Infrastruktur
Den Haupterwerbszweig der Menschen bildet der Tourismus. Galtür verfügt über ca. 3.800 Gästebetten und zählt ca. 480.000 Nächtigungen (2019) im Jahr.
Das Skigebiet Silvapark in Wirl bietet 10 Seilbahnanlagen und Lifte und 40 km Piste. Weiters umfasst das Angebot im Winter seinen Gästen ein Loipennetz mit einer Gesamtlänge von 73 km.
Galtür ist seit 1997 der erste und einzig anerkannter Luftkurort in Tirol. Die Höhenlage und das Reizklima bieten Allergikern und Asthmatikern eine erholsame Umgebung für ihre Freizeitaktivitäten. Um das Angebot für Allergiker zu verbessern haben sich 2018 20 Beherbergungsbetriebe, der örtliche Supermarkt und die Gemeinde entschlossen sich den Kriterien der ECARF Stiftung zu unterwerfen und darf sich Galtür seither Allergiker freundliche Gemeinde nennen.
Im Sommer ist Galtür ein Ausgangspunkt für Bergtouren in der Silvretta und im Ferwall.
Persönlichkeiten der Gemeinde
Anton Mattle – Landeshauptmann von Tirol
Anton, Toni, Mattle wurde 1963 geboren und wuchs auf dem elterlichen Hof in Galtür auf. Er machte eine Lehre als Elektroinstallateur und als Radio- und Fernsehtechniker und gründete 1991 seine Firma Elektro Mattle.
1986 wurde er in den Gemeinderat gewählt und wurde Bürgermeister Stellvertreter. Von 1992 bis 2021 war er Bürgermeister der Gemeinde Galtür.
Nach den Wahlen 2003 zog er für die ÖVP in den Landtag ein. Im Mai 2013 wurde er erstmals als Landtagsvizepräsident gewählt und in weiterer Folge 2018 bestätigt. 2021 wurde er zum Wirtschaftslandesrat gewählt. Nach dem Rückzug von Landeshauptmann Günther Platter wurde Toni als dessen Wunschkandidat Landesparteiobmann und Spitzenkandidat für die nächsten Wahlen. Im Oktober 2022 wurde vom Landtag zum Landeshauptmann von Tirol gewählt.